Altersdiversität als Chance gegen den Fachkräftemangel

Vielfalt gewinnt auch in der Arbeitswelt zunehmend an Bedeutung. „Age Diversity“, das Zusammentreffen verschiedener Generationen in einem Unternehmen, ist ein Teil davon mit viel Potenzial.

Eine diverse Belegschaft führt zu einer Vielfalt des Denkens und der Kreativität. Laut SAP¹ und einer Studie von Josh Bersin² sind diese Unternehmen im Durchschnitt 1,7 Mal innovativer und erzielen 2,3 Mal mehr Cashflow pro Mitarbeitendem.

In meinem Blogbeitrag gehe ich auf die Herausforderungen, aber vor allem auf die Chancen der Altersdiversität – auch im Kontext von New Work – ein. Ich zeige Ihnen, wie Sie Generationenvielfalt in Ihrem Unternehmen strategisch managen können, um die Wirtschaftlichkeit nachhaltig zu steigern.

Altersdiversität – ein Lösungsansatz für den Fachkräftemangel?

Es gibt verschiedene Hebel, mit denen Unternehmen dem Fachkräftemangel mit guten Erfolgschancen entgegenwirken können:

  • Förderung von Frauen in Vollzeitbeschäftigung
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • Integration von Migranten
  • Förderung und Umschulung
  • Digitalisierung und Automatisierung

Um nur einige zu nennen.

Einer der wichtigsten Hebel sind nach meiner Erfahrung generationenübergreifende Teams – nicht zuletzt aufgrund des demographischen Wandels. Erstmals gibt es potenziell fünf Generationen in der Belegschaft: Boomer, Slacker (Gen Z), Millennials (Gen Y), Zoomer (Gen X) und Traditionalisten.

Wenn es Unternehmen gelingt, die Verständnishürden zwischen den Altersgruppen durch gezielte Maßnahmen zu überwinden, kann das gesamte Wissen und die Expertise aller Generationen im Unternehmen zum Tragen kommen. Es entstehen Synergien, die zu besseren und nachhaltigeren Ergebnissen führen. Die Motivation und die Gesamtproduktivität im Unternehmen steigen nachweislich:

Laut Glassdoor³ geben 76% der Arbeitssuchenden an, dass Vielfalt ein wichtiger Faktor bei der Bewertung von Unternehmen ist. Unternehmen, die bewusst auf Altersvielfalt setzen, werden als Arbeitgeber um bis zu 40% attraktiver wahrgenommen. Katy Tynan schreibt in ihrem Trends Report⁴, dass das Gefühl, repräsentiert und respektiert zu werden, die Leistung signifikant steigert 91% der Mitarbeitenden sind dadurch engagierter.

Die Vielfalt der Generationen kann also positive Veränderungen herbeiführen und die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, um sich in der volatilen Arbeitswelt und unserer immer komplexer werdenden Zukunft erfolgreich zu behaupten. Denn gerade dort, wo unterschiedliche Generationen aufeinandertreffen, liegt ein oft unterschätztes und beeindruckendes Wachstumspotenzial.

Altersdiversität kann im richtigen Umfeld zu einem Wettbewerbsvorteil werden und effektiv dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

New Work: Der richtige Umgang mit Altersdiversität

Altersdiversität bedeutet nicht, dass die Belegschaft die tatsächliche Demografie widerspiegelt. Vielmehr sollten die Sichtweisen, Interessen, aber auch Sorgen der verschiedenen Generationen in den einzelnen Teams und im Management des Unternehmens vertreten sein.

Altersvielfalt ermöglicht die Berücksichtigung eines breiteren Spektrums an Bedürfnissen in Bezug auf Work-Life-Balance und flexible Arbeitszeitmodelle.

Unternehmen, die Generationenvielfalt aktiv fördern, signalisieren Offenheit, Flexibilität und Wertschätzung für unterschiedliche Lebensphasen. Das macht sie attraktiver für viele Talente und unterstützt das Recruiting und die Mitarbeiterbindung.

Altersdiversität spielt eine wichtige Rolle im Konzept „New Work“, das für eine moderne, flexible und vielfältige Arbeitswelt steht.

Chancen von Altersdiversität für Unternehmen

Eine hohe Mitarbeiterfluktuation schadet Unternehmen, sowohl finanziell als auch ideell. Studien belegen: Altersgemischte Teams sorgen dafür, dass die Loyalität gegenüber dem Unternehmen und die Bereitschaft, lange im Unternehmen zu bleiben, generationenübergreifend signifikant steigt.

In intergenerativen Teams findet durch die unterschiedlichen Kommunikationsstile eine flexible und vielfältige Interaktion statt: Von „professionell und sachlich“ bis hin zu „locker und ehrlich“. Dies fördert gleichzeitig das Bewusstsein für eine differenzierte Ansprache unterschiedlicher Kunden.

Eine Vielfalt von Generationen bedeutet auch eine Vielzahl an Erfahrungen, Werten und Wissen. Eine hervorragende Quelle für Innovation – insbesondere dann, wenn mehrere Generationen an komplexen Prozessen und Projekten beteiligt sind.

Der entscheidende Vorteil der Generationenvielfalt in Unternehmen liegt meiner Meinung nach im gegenseitigen Mentoring: Ältere Mitarbeiter fühlen sich wieder gebraucht und motiviert, wenn sie ihr Wissen weitergeben können, während sie im Rahmen des „Reverse Mentoring“ von den digitalen Kompetenzen der Jüngeren profitieren und gemeinsam wachsen können.

Wissen geht nicht verloren und wird nachhaltig im Unternehmen gebunden.

Strategische Maßnahmen für mehr Altersdiversität in Ihrem Unternehmen

Um echte Altersdiversität nachhaltig erfolgreich zu leben, ist ein ganzheitlicher Blick auf das eigene Unternehmen notwendig:

„Brauchen wir vielleicht eine neue Haltung, ein Umdenken und einen intensiveren Blick auf die Menschen und Aufgaben in unserem Unternehmen?“

Richten Sie Ihren Blick verstärkt nach innen und integrieren Sie die folgenden 3 Schritte sukzessive und nachhaltig in Ihre Unternehmensstrategie für einen spürbaren Mehrwert:

1. Analyse und Datenerhebung

Regelmäßige Datenerhebungen geben Ihnen einen genauen Überblick über die Altersstruktur und Fähigkeiten Ihrer Teams (auf allen Ebenen). So können Sie mögliche Differenzen frühzeitig erkennen und Teams optimal zusammenstellen.

  • Denken Sie breit: Durch regelmäßige Befragungen Ihrer Mitarbeitenden kennen Sie deren Arbeitssituation und -zufriedenheit und können bei Bedarf frühzeitig Unterstützung anbieten: Wo liegen Potenziale, Kompetenzen und Stärken Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Lebens- und Berufsphasen? Gespräche, Weiterbildungsangebote oder Karriereberatung müssen allen Mitarbeitenden unabhängig vom Alter zur Verfügung stehen.

    Mein Tipp: In regelmäßigen Einzelgesprächen können Sie die persönlichen Entwicklungspotenziale der einzelnen Mitarbeitenden gemeinsam anschauen. Begleiten Sie Ihre Mitarbeitenden einfach mal bei ihren Tätigkeiten.
  • Strategisch verankern: Führen Sie regelmäßig Altersstrukturanalysen durch, so haben Sie immer einen Bezugspunkt und automatisch regelmäßige Aktualisierungen.

    Mein Tipp: Gehen Sie dabei kleine Schritte: Hinschauen. – Bewerten. – Anpassen. Machen Sie sich Zusammenhänge und Wechselwirkungen klar.

2. Sensibilisierung und Commitment

Chancen und Risiken der zunehmenden Altersvielfalt sind den eigenen Mitarbeitenden selten bewusst. Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit ist hier wichtig.

  • Orientierung und Beratung: Wie muss das Arbeitsumfeld individuell gestaltet werden, damit sich Mitarbeitende einbringen können? Holen Sie sich regelmäßig Rat und auch mal einen neutralen Blick von außen.

    Mein Tipp: Wie wäre es, wenn Sie Ihr Team an der Ausrichtung beteiligen, um eigene Ideen zu entwickeln? Ihr Team erfährt Wertschätzung und wird gleichzeitig zum Expertenrat für die Umsetzung.
  • Offene Gesprächskultur: Sprechen Sie mit den Menschen in Ihrem Unternehmen über alle Lebensphasen hinweg, niederschwellig und ohne bestimmte Erwartungen. Lassen Sie Ihre Mitarbeitenden selbst Lösungen entwickeln. Das erhöht die Akzeptanz bei allen.

    Mein Tipp: Hören Sie gut zu, stellen Sie offene Fragen und lassen Sie sich überraschen.
  • Qualifizierung der Führungsebene: Führungskräfte müssen in der Lage sein, ein gegenseitiges, wertschätzendes und motivierendes Arbeitsumfeld zu schaffen. Dafür müssen sie die Fähigkeit besitzen, Kennzahlen und Ziele vorerst in den Hintergrund zu stellen, wenn das Ergebnis danach eine deutliche Verbesserung verspricht.

    Mein Tipp: Zielgerichtete Coachings und Trainings können hier helfen.

 3. Basisarbeit: Die passenden Menschen finden

Das Thema „Altersdiversität“ muss im Unternehmensklima und in den Prozessen glaubwürdig abgebildet werden. Nur wenn Wertschätzung und Selbstwirksamkeit in allen Generationen im Unternehmen erlebt werden können, wächst das Zusammengehörigkeitsgefühl – und damit die positiven Effekte einer gelebten Altersdiversität.

  • Konzentrieren Sie sich auf Fähigkeiten und Kompetenzen, nicht auf Ausbildungen und Abschlüsse.
    • Welche Kompetenz und Fähigkeit brauchen wir für diese Aufgabe?
    • Wer im Team bringt die passende Kompetenz, Fähigkeit und Stärke für diese Aufgabe mit?
    • Kann ein erfahrenes Teammitglied ein jüngeres einarbeiten?
    • Welches Teammitglied ist hochmotiviert für eine neue Aufgabe?
    • Welche Weiterbildung bedarf es, um die richtigen Kompetenzen für diese Aufgabe zu erwerben?
  • Modern Leadership: Sie und Ihre Führungskräfte sind Teil des Teams. Als Coaches sollten Sie jede Generation inspirieren und motivieren, Potenziale erkennen sowie individuelle Stärken fördern.

    Mein Tipp: Seien Sie Vorbild und leben Sie Ihre Erwartungen Ihrem Team vor.

→ Kompetenz ist generationenunabhängig, aber Sie müssen ehrlich hinschauen wollen.

Mein Fazit

Unternehmen, die eine wertschätzende Altersdiversität etablieren, verschaffen sich und ihren Mitarbeitenden neue Vorteile und Chancen. Und das ist weniger schwierig als viele denken: 

  • Altersdiversität braucht nicht zwangsläufig Quoten, sondern erst einmal Kommunikation.
  • Generationenvielfalt macht Mitarbeitende nicht nur zufriedener, sondern auch produktiver.
  • Die Förderung von Altersdiversität ist keine Mammutaufgabe, sondern eher ein Update bereits bestehender Unternehmensprozesse. 

Mein Tipp: Akzeptieren Sie, dass vieles Neuland ist, Aufmerksamkeit braucht und kein Routinethema ist. Im Tagesgeschäft ist die Integration oft erschwert. In Jahresgesprächen oder mit gezielter Hilfe von außen (Workshops, Seminare, Coachings etc.) können Sie dem Thema aber den nötigen Raum geben.

Wenn Altersdiversität mit gemeinsamen Grundwerten, guter Kommunikation und gegenseitiger Wertschätzung einhergeht, entstehen Win-Win-Situationen zwischen den Mitarbeitenden und ein handfester Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen.

Wie geht es weiter?

Haben Sie Fragen zu New Work oder möchten Sie erfahren, wie Sie in Ihrem Unternehmen erste, unverbindliche Schritte gehen können? Buchen Sie jetzt eine kostenfreie Erstberatung: https://www.ynovation.de/kostenlose-erstberatung/. Wir freuen uns auf Sie und Ihre Fragen.


Quellen:

¹SAP Insights https://t1p.de/l2w1y (Stand: 23.02.2024)

²Josh Bersin in: Why Diversity and Inclusion Has Become a Business Priority https://t1p.de/myrfk (Stand: 23.02.2024)

³Glassdoor Blog https://t1p.de/yodvi (Stand: 23.02.2024)

⁴Katy Tynan in: The Business Of Belonging https://t1p.de/c8qnr (Stand: 23.02.2024)